Der heilige Antonius predigt den Bäumen und den Fischen ~ Kongseb

Im April ist Niederbayern TV gekommen. Ich begrüßte das Fernsehteam zeichnend. Foto: Thomas Hobelsberger, Viechtacher Anzeiger

Beim Zeichnen - Foto: Niederbayern-TV
Es ist schon ein bisschen aufregend, wenn sich Besuch vom Fernsehen ankündigt. Sie sagten, sie würden morgens gegen 9 kommen. Nun heißt es beim Warten ganz ruhig und authentisch zu bleiben. Bald werden sie mir ein Mikrophon umhängen und die Kamera auf mich richten. Da nehme ich einfach mein Zeichenbuch zur Hand und beginne mit einer Zeichnung, die schon seit einiger Zeit in meinem Kopf ist: Der heilige Antonius predigt den Bäumen und den Fischen. Und schon bin ich im Flow...
 

Lange Zeit ist nun die angefangene Zeichnung liegen geblieben. Doch vor einigen Tagen kam die Stunde, in welcher ich sie fertigstellen konnte/wollte/durfte. 

Ich war zum "Kindersitting" eingeteilt. Da meine Enkelin gerade ihren Mittagsschlaf hält, setze ich mich mit meiner im Frühjahr angefangenen Zeichnung und mit Tusche und Feder ausgerüstet auf die Terrasse des Romantik-Hauses am Distelberg. Da gibt es einen Direktblick zu den Bäumen. Das inspiriert mich.

Fichtengruppe am Distelberg

Es gibt eine wunderschöne Legende, wo Antonius am Strand von Rimini den Fischen predigt, weil die Menschen ihm nicht zuhören wollten. Die Fische hören ganz verständig zu - und auf einmal werden sie Menschen doch neugierig und lauschen auch.

Erweitere Szene: Antonius predigt den Fischen und den Bäumen. Wie komme ich dazu? Nicht nur ich hatte einen Riesenkummer, als im Winter diesen Jahres riesige Bulldozer ein stattliches Waldstück rodeten, um die Straße von Viechtach nach Aryrhof auf drei Spuren zu verbreitern. Nicht nur mir hat es weh getan zusehen zu müssen, wie gesunde Bäume ihr Leben lassen mussten, damit die Autos (auch mein Auto auf dem Weg zur Ranch) ihr Revier vergrößern konnten. Die Tragödie wurde nochmal verschlimmert, weil die vielen Äste, die dabei anfielen, in den nahegelegenen Bach gerieten und dort den Zulauf von einigen nahegelegenen Fischteichen verstopften, sodass tausende von Fischen starben.

Mein einziger Trost war, über die Grenze des Irdischen hinweg zu schauen, und mir vorzustellen, wie Bäume und Fische letztlich auch ein Leben im Himmel leben werden. Und deswegen predigt schon hier und jetzt der Antonius den Fischen und den Bäumen.

Die Zeichnung:

Antonius predigt den Bäumen und den Fischen

Der heilige Antonius steht im Wald an einem Bach, und die Fische schauen aus dem Wasser und hören seiner Predigt zu. Auch die Bäume hören zu, auch ein gefällter Baum in der Bildmitte hört zu. Ein Luchs, ein Reh, drei Vögel und eine kleine Wurzelmaus (Mitte rechts unter der Baumwurzel) lassen  sich die mahnenden Worte des Heiligen nicht entgehen, der mit dem Finger nach oben zeigt und an die himmlischen Freuden erinnert. Einer der Bäume berührt den Prediger zart mit seinen Ästen. Die Baumgruppe in der Mitte der Zeichnung ist von den Distelbergbäumen abgezeichnet. In Spruchzetteln sind einige Gedanken eingraviert, zum Beispiel: "Nichts soll mich davon abhalten, die Blumen zu gießen."


 Hinweis: Derzeit gibt es wegen Protesten an besagter Straße einen Baustopp. Es wachsen schon viele Büsche und versuchen die Wunde schnell zu heilen.



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