„Tat Tvam Asi“ (Sanskrit: तत् त्वम् असि, oder तत्त्वमसि) ist einer der bekanntesten und beliebtesten Kernaussagen in der hinduistischen Religion. Es ist ein Sanskrit-Satz, der mit „Das bist Du“ oder „Du bist das“ ins Deutsche übersetzt wird, und sinngemäss heisst „Das Unendliche, das Ewige, die absolute Realität, das bist du“. Die Formel, das Mantra wird als einer der vier Mahavakyas (Grossen Aussprüche oder Höchste Aussagen) der Upanishaden angesehen.
Die Upanischaden, von denen die ältesten vor mindestens 3.500 Jahren geschrieben wurden, sind zeitlose, schöne und inspirierende Abhandlungen, die sich alle auf die Identität, Einheit und wörtliche Gleichheit der spirituellen Natur des Individuums und der Göttlichen Absoluten Realität beziehen oder, mit anderen Worten, die Einheit unseres Höheren Selbst (Atman) mit dem Höchsten Selbst (Brahman) bezeugen.
Die Upanishaden beschreiben Brahman als das EINE Unendliche Göttliche Leben und sprechen von der Einheit, dem Nicht-Getrenntsein und der inneren Göttlichkeit aller Dinge. Sie gehören zu den sinnreichsten und tiefgündigsten Quellen in der Geschichte der spirituellen Lehren der Nicht-Dualität und des universellen Einsseins.
DIE GESCHICHTE VON SHVETAKETU
AUS DEM KAPITEL VI DER CHANDOGYA UPANISHAD (EINEM MEHR ALS 3000 JAHRE ALTEN TEXT), WIE SIE HIER BESCHRIEBEN WIRD
Shvetaketu war der Sohn von Uddalaka. Als er zwölf Jahre alt war, sagte sein Vater zu ihm: „Es ist Zeit für dich, einen Lehrer zu finden, mein Lieber, denn jeder in unserer Familie kennt die heiligen Schriften und den spirituellen Weg.“
Also ging Shvetaketu zu einem Lehrer und studierte zwölf Jahre lang die ganzen Veden. Am Ende dieser Zeit kehrte er nach Hause zurück, stolz auf sein intellektuelles Wissen.
„Du scheinst stolz auf all dein Erlerntes zu sein“, sagte Uddalaka. „Aber hast du deinen Lehrer auch um jene spirituelle Weisheit gebeten, die dich befähigt, das Ungehörte zu hören, das Ungedachte zu denken und das Unbekannte zu kennen?“
„Was ist das für eine Weisheit, Vater?“, fragte der Sohn.
Da sagte Uddalaka zu seinem Sohn Shvetaketu:
„Durch die wahre Kenntnis eines Klumpens Ton, mein Lieber, können wir alle Dinge kennen, die aus Ton gemacht sind, weil sich diese Dinge nur in Name und Form unterscheiden, während der Stoff, aus dem alle gemacht sind, der Ton ist. Durch die Kenntnis eines Goldnuggets, mein Lieber, lernen wir alle Dinge kennen, die aus Gold gemacht sind, weil sie sich alle nur durch Name und Form unterscheiden, denn der Stoff, aus dem sie alle sind, ist das Gold. Wenn wir die volle Kenntnis erlangen über einen eisernen Gegenstand, mein Lieber, dann lernen wir alle Dinge kennen, die aus Eisen sind: sie unterscheiden sich zwar in Name und Form, aber der Stoff, aus dem sie alle sind, ist Eisen. So lernen wir durch diese spirituelle Weisheit, mein Lieber, dass das ganze Leben eins ist.”
„Meine Lehrer haben scheinbar diese Weisheit nicht gekannt“, sagte Shvetaketu, „denn wenn sie sie gewusst hätten, wie hätten sie es mir dann nicht beibringen können? Bitte unterweise mich in dieser Weisheit, Vater.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, antwortete sein Vater.
„Am Anfang war nur Sein, Eins ohne ein Zweites. Aus sich selbst heraus brachte Es den Kosmos hervor und trat in alles in ihm ein. Es gibt nichts, was nicht von ihm kommt. Von allem ist es das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; er ist das höchste Selbst. Das bist du, Shvetaketu; du bist das.“
„Bitte, Vater, erzähle mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Lass uns mit dem Schlaf beginnen. Was geschieht darin? Wenn man im traumlosen Schlaf versunken ist, ist man eins mit dem Selbst, obwohl man es nicht kennt. Wir sagen, er schläft, aber er schläft im Selbst. So wie ein angebundener Vogel es leid ist, vergeblich umherzufliegen, um einen Platz zum Ausruhen zu finden, und sich endlich auf seiner eigenen Sitzstange niederlässt, so lässt sich der Geist, der es leid ist, hin und her zu wandern, endlich in dem Selbst nieder, mein Lieber, an das er gebunden ist. Alle Geschöpfe, mein Lieber, haben ihren Ursprung in Ihm. Er ist ihre Heimat, Er ist ihre Stärke.“
„Wenn ein Mensch diese Welt verlässt, mein Lieber, dann verschmilzt seine Sprache mit dem Geist, sein Geist mit Prana, Prana mit Feuer und Feuer mit dem reinen Sein. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist er das Innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; Er ist das höchste Selbst. Du bist das, Shvetaketu, du bist das.“
„Bitte, Vater, sage mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Wenn die Bienen den Nektar aus vielen Blumen saugen und zu ihrer Honigblume machen, kann kein Honigtropfen sagen: «Ich bin von dieser oder von jener Blüte», es kann nicht der Nektar einer einzelnen Blüte im Honig identifiziert werden – und genau so es mit uns allen Wesen, die wir im Schlaf mit dem einen Sein verschmelzen. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; er ist das Höchste Selbst. Du bist das, Shvetaketu, du bist das.“
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„So wie die Flüsse, die nach Osten oder nach Westen fliessen, im grossen Meer zusammenfliessen, mit dem Meer eins werden und dabei vergessen, dass sie jemals getrennte Flüsse waren, so verlieren alle Geschöpfe ihre Getrenntheit, wenn sie endlich in reines Sein übergehen. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; Er ist das höchste Selbst. Du bist das, Shvetaketu; du bist das.“
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Hacke auf die Wurzel eines Baumes, und er wird bluten, aber immer noch leben. Hacke gegen den Stamm; er wird bluten, aber immer noch leben. Schlage gegen ihn an der Spitze; er wird bluten, aber immer noch leben. Das Selbst als Leben unterstützt den Baum, der fest steht und sich an der Nahrung, die er erhält, erfreut. Wenn das Selbst einen Ast verlässt, verdorrt dieser Ast. Wenn es einen zweiten verlässt, verdorrt auch dieser. Wenn es einen dritten verlässt, welkt auch dieser. Wenn es den ganzen Baum verlässt, dann stirbt der ganze Baum. Genau so, mein Lieber, wenn der Tod kommt und das Selbst den Körper verlässt, dann stirbt der Körper. Aber das Selbst stirbt nicht. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; Er ist das höchste Selbst. Und Du bist das, Shvetaketu; du bist das.“
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Bring mir eine Frucht vom Nyagrodha-Baum.“
„Hier ist sie, Vater.“
„Zerbrich sie. Was siehst du?“
„Die Samen, Vater, sie sind alle sehr klein.“
„Zerbrich einen Samen. Was siehst du?“
„Überhaupt nichts.“
„Diese verborgene Essenz, meine Liebe, aus der ein ganzer Nyagrodha-Baum wachsen wird, kannst du nicht sehen. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; er ist das höchste Selbst. Und Du bist das, Shvetaketu; da bist du.“
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Gebe dieses Salz ins Wasser und trage es morgen früh hierher.“
Der Junge tat es.
„Wo ist das Salz?“, fragte sein Vater.
„Ich sehe es nicht.“
„Nippe am Wasser. Wie schmeckt es?“
„Salzig, Vater.“
„Nimm nochmals vom Wasser, … und nochmals?“
„Ich schmecke immer das Salz.“
„Das Salz ist überall, auch wenn wir es nicht sehen. Genau so, mein Lieber, ist das Selbst überall, in allen Dingen, obwohl wir es nicht sehen. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; Er ist das höchste Selbst. Du bist das, Shvetaketu; du bist das.“
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Bring mir eine Frucht vom Nyagrodha-Baum.“
„Hier ist sie, Vater.“
„Zerbrich sie. Was siehst du?“
„Die Samen, Vater, sie sind alle sehr klein.“
„Zerbrich einen Samen. Was siehst du?“
„Überhaupt nichts.“
„Diese verborgene Essenz, meine Liebe, aus der ein ganzer Nyagrodha-Baum wachsen wird, kannst du nicht sehen. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; er ist das höchste Selbst. Und Du bist das, Shvetaketu; da bist du.“
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Gebe dieses Salz ins Wasser und trage es morgen früh hierher.“
Der Junge tat es.
„Wo ist das Salz?“, fragte sein Vater.
„Ich sehe es nicht.“
„Nippe am Wasser. Wie schmeckt es?“
„Salzig, Vater.“
„Nimm nochmals vom Wasser, … und nochmals?“
„Ich schmecke immer das Salz.“
„Das Salz ist überall, auch wenn wir es nicht sehen. Genau so, mein Lieber, ist das Selbst überall, in allen Dingen, obwohl wir es nicht sehen. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; Er ist das höchste Selbst. Du bist das, Shvetaketu; du bist das.“
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Ein Mann aus Gandhara wurde mit verbundenen Augen weggeführt und an einen einsamen Ort gebracht. Dort allein zurückgelassen wendet er sich nach Osten und Westen und Norden und Süden, und er schreit: „Man hat mich hier zurückgelassen und ich kann nicht sehen“. Dann nimmt man ihm die Augenbinde ab und sagt: „Folge diesem Weg, dort liegt Gandhara“, Und so informiert und in der Lage, selbst zu sehen, erkundigt sich der Mann von Dorf zu Dorf und erreicht endlich seine Heimat – genau so, mein Sohn, erlangt einer, der einen erleuchteten Lehrer findet, spirituelle Weisheit im Selbst. Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; Er ist das höchste Selbst. Du bist das, Shvetaketu; du bist das.“
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Bitte, Vater, erzähl mir mehr über dieses Selbst.“
„Ja, mein Lieber, das werde ich tun“, sagte Uddalaka.
„Wenn ein Mann im Sterben liegt, versammelt sich seine Familie und sie fragen: „Kennst du mich? Kennst du mich noch?“ Und solange seine Sprache nicht mit seinem Geist verschmolzen ist, sein Geist mit dem Prana, und das Prana mit dem Feuer und das Feuer mit dem reinen Sein, kennt er sie alle. Aber es gibt kein Erkennen mehr, wenn die Sprache mit dem Geist, der Geist mit dem Prana, das Prana mit dem Feuer und das Feuer mit dem reinen Sein verschmilzt.“
„Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; Er ist das höchste Selbst.
Du bist das, Shvetaketu; das bist du.“
Dann verstand Shvetaketu diese Lehre; er verstand wirklich alles.
******* OM SHANTI SHANTI SHANTI SHANTI *******
„Es gibt nichts, was nicht von Ihm kommt. Von allem ist Er das innerste Selbst. Er ist die Wahrheit; Er ist das höchste Selbst.
Du bist das, Shvetaketu; das bist du.“
Dann verstand Shvetaketu diese Lehre; er verstand wirklich alles.
******* OM SHANTI SHANTI SHANTI SHANTI *******
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